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Feste feiern

Die meisten Feste, die in Europa gefeiert werden, haben mit dem Christentum zu tun, das den Kontinent mehr als 1.000 Jahre lang maßgeblich geprägt hat. Mitunter hat sich bei den religiösen Festen die Kreativität der Menschen gegen die Kirche durchgesetzt. Das anschauliche Weihnachten hat das ältere Ostern entthront, das eigentliche Hauptfest der Christenheit. Die katholische Kirche strich 1969 den Valentinstag aus ihrem Festkalender. Aber eine Koalition aus Liebenden und Floristen hat ihn zu neuem Leben erweckt.

Feste sind eine große Kulturleistung der christlich geprägten Gesellschaft. Sie gliedern das Jahr und spiegeln das Leben: von der Erwartung über die Geburt bis zum Sterben und Neuwerden und dem Ende der Welt. Was Fachleute heute das »Kirchenjahr« nennen, hat sich über Jahrhunderte entwickelt und verändert sich weiter. Das seit der Reformation katholische Fronleichnamsfest wird schon seit dem 13. Jahrhundert begangen. Die Trauertage vor der Adventszeit stammen aus dem Mittelalter. 1952 kam der Volkstrauertag dazu.

Christen fürchten mitunter, dass der Kommerz, vor allem zu Weihnachten, die Botschaft der Geschichte vom Stall in Bethlehem verdeckt. Deshalb kritisieren sie es, wenn die Supermärkte schon im September Lebkuchen in die Regale stellen. Oder sie protestieren, wenn Atheisten das Tanzverbot am Karfreitag durchbrechen wollen. Doch die Feiern des Christentums sind tief im kulturellen Gedächtnis verankert und unverwüstlich. Eine Mehrheit der Deutschen findet das Tanzverbot richtig.

Öffentliche Feiertage in Deutschland kommen bis auf den 1. Mai und den 3. Oktober aus dem Christentum. Bayern liegt mit 14 gesetzlichen Feiertagen an der Spitze, kein Bundesland hat weniger als neun, und acht feiern alle Länder gemeinsam. Zudem ist Deutschland das einzige Land der Welt, in dem die christlichen Feiertage und der Sonntag, also die Feier des Wochenbeginns, in der Verfassung verankert sind. Ihr Schutz gelangte aus der Weimarer Reichsverfassung ins Grundgesetz. Der alte Begriff aus dem Text von Weimar trifft es genau, wenn er den Sinn der geschützten Tage beschreibt: Sie dienen der »Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung«. Nichts aushalten, nichts aussitzen, sondern aufstehen und feiern. Ganz besonders müssen die Kirchen wachhalten, was Feste bedeuten und was Menschen an ihnen feiern.

Und das Essen gehört dazu. Juden feiern viele ihrer großen Feste am Familientisch, Muslime genauso. Christen gehen in die Kirche. Doch sie setzen sich auch gern wie alle anderen zusammen und essen. Zum Anrührendsten, was über Jesus berichtet wird, gehört, dass er sich bei Ausgestoßenen einlud, sich von ihnen bekochen und an ihrem Tisch bewirten ließ. In seinen Gleichnisgeschichten kommt, wenn es wirklich wichtig wird, oft ein Festmahl vor.

Die Referenzgeschichte dazu steht schon am Beginn der hebräischen Bibel, im zweiten Buch Mose. Noch bevor Moses allein auf den Berg steigt, um die steinernen Gesetzestafeln in Empfang zu nehmen, erklimmen die 70 Ältesten Israels mit ihm gemeinsam die Anhöhe und sehen Gott. Ausnahmsweise dürfen sie ihn in Augenschein nehmen, ohne dass sie vergehen, wie die Erzählungen der Alten androhen.

Was kann man danach noch tun, wenn man Gott gesehen hat, wenn man dem Geheimnis des Lebens auf der Spur war? Was die Ältesten taten, hat allen Feiern, die wir begehen, ihr Vorbild gegeben: »Und als sie Gott geschaut hatten, aßen und tranken sie.« 

Wolfgang Thielmann

Ostern ist das älteste und dogmatisch wichtigste Fest der Christen. Es feiert die Auferstehung Christi. Diese gibt der Botschaft, die Jesus gepredigt hat, einen Anker: Jesus stand mit seinem Leben für seine Botschaft ein. Durch seine Auferweckung hat Gott Jesus als seinen Sohn erwiesen. An Pfingsten feiern Christen die Ausgießung des Heiligen Geistes. Jesus hatte vorausgesagt, dass der Geist Gottes auf seine Jünger kommen werde, wenn er selber zu Gott zurückkehrte, von dem er gekommen sei. Petrus erklärte dieses Geschehen an Pfingsten einer großen Menschenmenge. Daraufhin bekehrten sich 3.000 Menschen zu dem neuen Glauben. Deshalb gilt Pfingsten auch als Start der Kirche. Doch Weihnachten mit dem neugeborenen Kind in der Krippe hat sich bald an die Spitze der christlichen Feste gesetzt. Seine Botschaft ist anschaulicher. Erwachsene und Kinder verstehen sie sofort.

 

Aus unserem SympathieMagazin Christentum verstehen

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